Dutzendzeiler

Blütenspätlese & das zweitausendvierhundertdreizehnte Gedicht

Tulpen im Botanischen Garten München

Neue Begleitmusik

In einem Restaurant mit Punkmusik gediegen zu speisen -
Ich will nie wieder sagen, nichts hätt‘ sich bewegt!
Ja, mag sein: Auf uns nicht tief bewegende Weisen -
Dennoch wird Nicht-Erwartbares längstens gepflegt.

Und die Welt trägt Tattoos , färbt sich wild ihre Haare,
Tippelt Schritte, die ich Tolldreister niemals gewagt!
Ich seh‘s aus dem Sumpf altvergangener Jahre,
Verstreue mein „Ich hab‘s ja immer gesagt!“.

Aber nirgends heißt‘s: „Interessant, lass ma hören!“ -
Unsre früheren Kämpfe, sie bleiben perdu.
Wir wollten einst, können heute: nur stören.

Habe fertig gegessen. War sehr gut. Und nü?

Tulpig & das zweitausendvierhundertneunte Gedicht

Tulpenblüte im Botanischen Garten München

Dichtungsplatz

Ich sag‘s dir (ungefragt), mein Schatz,
Ein Dichter braucht nen Dichtungsplatz!
Bei klarer Luft, im warmen Lichte
Wird er gewahr dem Versgeschichte,
Auf das er faul sich niederfläzt:
„Erzähl, Natur, was du mir rätst!“

Des muntren Baches Murmelklirren,
Der Summinsekten brummig Schwirren,
Die Heiterkeit der Vögelein,
Das Und-so-weiter flößen ein,
Dass ich hier weilend Zeile tanke.

Am Schreibtisch juchz ich später: „Danke!“

Innsbruck-Ansicht & das zweitausendvierhundertsechste Gedicht

Blick auf Inn und Innsbruck

Dürers Ansicht auf

Die Ruinen ewiger Bauten, sie schwimmen
Im Strom der Zeit dahin.
Er stiehlt Silhouetten, lässt Highlights verdimmen,
Nimmt dem Festungswall einstigen Sinn.

Einst war hier eine Stadt mit gleichem Namen.
Ich mag nicht nach Kirchtürmen fragen -
Wann die alten verschwanden, wo die neuen herkamen
Und was die Historiker sagen.

Die Vergänglichkeit nagt an uns Kindern geschwinder
Und wir suchen Erlösung in Mauern.
Doch scheppert der Schlussgong nur etwas gelinder,
Denn nichts wird uns lang überdauern.

Feldmochinger Feldbewohner & das zweitausendvierhunderterste Gedicht

Fasan in Feldmochinger Feld

Frühling, mit Gottes Hilfe

Wer trocknet mir heut die Sonne ab,
Wischt Dunst und Pfützen auf?
Wer lockt die Besonderheit aus ihrem Grab,
Wer pfeifft zum ersten Lauf?

Wir hab'n uns durchhalbgare Stunden gequält,
Wollen endlich die Lohntüten leeren,
Wir hab'n weder Lumen noch Grade gezählt -
Wir wollten uns längst schon beschweren!

Da lichtet sich des Zwielichts Spot(t) -
Aus ist's mit trübem Fischen!

Es scheint ... uns hilft ein junger Gott,
Die Sonne frei zu wischen.

Erste Ergebnisse & das zweitausenddreihundertvierundneunzigste Gedicht

Erste Fühlingsboten auf dem Moosacher Balkon

Verschlafen

Der Frühling zieht bereits ins Land,
Nur ich verbleib im Schnee.
All die Blüten beteuern, ich sei nicht bekannt,
Was ich wohl auch versteh.

Wenn ich in diesem Jahr versag,
Wird das mein Schicksal bleiben?
Wird sich, was ich am Frühling mag,
Erinn'rungsschwach entleiben?

Der Frühling serviert 'ne gehortete Nuss -
Mich drang's einst vorzubauen!
Nun bitt' ich scheu vorm Halbentschluss
Den Schnee um mich: zu tauen.

Landshut & das zweitausenddreihunderteinundachtzigste Gedicht

Blick auf Landshut vom Burgberg

Trausnitz Aufstieg

Jeder Burgaufstieg japst sich in mir zur Gewissheit:
Das war jetzt wahrscheinlich das vorletzte Mal!
Vom Tal hoch, ein präherzinfarktischer Schiss schreit ...
Ohje, dein Geächze klingt heut schon final!

Eiskalt fräst in Schläfen und Nacken der Schweiß sich -
Da merkst du Cretin: Du bist längst nicht mehr 30,
Doch hängst pubertär dich in viel zu viel rein!
Wenn alles jäh abstürzt, dann soll's halt so sein ...

Du kannst diese Stadt höchstens einmal noch retten -
Das reicht keiner Welt, diesen Braten zu fetten!

Und all dein Geschaff'nes wird so rasch vergeh'n ...

Du probst weiter affig, dort oben zu steh'n.

San Rocco & das zweitausenddreihundertdreiundsechzigste Gedicht

Im Saal der Scuola Grande di San Rocco

Endschloss

Welche Schlüsse zieh ich aus Schlössern ...

Ich müsse mich räumlich verbessern?

Den Hausstand unendlich vergrößern,
Die Manufakturwahl verbessern?

Mein Ziel sollte sein, die Pokale zu mehren,
Die vielgestalt horten die royalen Herren.
Auch die Spannhaken-Ösen, Vokale zu dehnen
Sollte ein Größenwahn-Nahender kennen.

Ich falle auf, ich falle ab
Beim Was-ich-kauf und Was-ich-hab.

Vielleicht, einst wendet sich das Los?
Hab ich gehofft vor manchem Schloss.

Unbekannter Vogel & das zweitausenddreihundertsechsundvierzigste Gedicht

Ein Graurücken-Wassertyrann auf der Ilha Grande

Tramschwärmerei am Morgen

Die frischgeduschte Raucherin
Bestäubt mit sweetem Immerhin
Mein unbedecktes Ohr.

Sie steht somit nur einen Schritt
Vor zugeneigtem Hirnzutritt -
Ihr Flair geht schon mal vor.

Wie Cremedusche und Nikotin
Geschminkte Umlaufbahnen zieh'n,
Bezaubert die Verruchte.

Die frischgeduschte Raucherin
Bethront des Tages Neubeginn
Wie eine lang Gesuchte.

Iguazú-Wasserfälle & das zweitausenddreihundertvierzigste Gedicht

Iguazu-Fälle von der brasilianischen Seite beim Rekordhochwasser

Stürzende Wasser, privat

Braune Wasser stürzen tief -
Ich begrüße das massiv,
Seh mich nie dran satt.

Fast scheint's, dass da im wüsten Schwallen
Alle Wasser anders fallen -
Was dann doch was hat!

Wenn auch mal im Wellenschwären
Manche Formen gleich sich wären,
Würd ich's gar nicht seh'n!

Das bändigt meinen Eindruck nich'
Letzten Endes blendet mich:
Ständiges Gescheh'n.

(Muss man nich' versteh'n)

Capybara & das zweitausenddreihundertneununddreißigste Gedicht

Wasserschweine am Itaipu-Staudamm

Schokoladentieretiere

Schokoladentieretiere
Sind Hasen und Insekten -
Nicht Kühe oder Schweine,
Die uns fleischlich immer schmeckten.

Macht uns die Milch voll Kakao
Denn treulos blind beim Essen,
Dass wir so vollends zuckerschwirr
Die Zuckenden vergessen?

Nun gießt die Sauen, gießt den Ochs
In Form'n der Schokolade -
Für Käfer, Bienen, Kerbgetier
Ist die Substanz zu schade!

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